Kennt ihr das Lied vom Tod? Lasst es mich euch erzählen.
Das Lied vom Tod klingt wie das Knistern und Knacken und Zischen eines Feuers, das immer langsamer wird und langsam erlischt.
Es war einmal ein kleines Mädchen, das kletterte auf den Schoß seiner Mutter.
„Mama, liebe Mama?“, fragte es.
Die junge Frau legte ihr Buch beiseite und nahm ihr Mädchen in den Arm. Nachdem die Mutter ihr Kind gefragt hatte, was ihm denn auf dem Herzen läge, fragte das Mädchen: „Was ist der Tod?“
Es war so eine kurze Frage und doch brachte sie die Frau zum Nachdenken.
„Kindchen, in unser aller Herzen brennt ein Feuer, das lodert und leuchtet und knackt und zischt. Es brennt lichterloh und sprüht Funken und es ist warm. Einmal muss jedoch jedes Feuer ausgehen, dann wird es gelöscht, es wärmt nicht mehr. Es ist kalt wie ein Grabstein.“
Das Mädchen wurde traurig. Wen interessierte schon ein ausgebranntes Feuer?
„Aber Mutter, ein Feuer, das nicht mehr brennt? Wen interessiert das schon? Ihr werdet mich doch nicht vergessen oder?“
„Aber Liebes, nimmer werden wir unser liebes Kind vergessen. Wenn ein Feuer ausbrennt, ist es ja nicht weg, etwas Asche bleibt doch übrig. Und sag mir, Du erinnerst dich doch auch lieber an das Leben, an das Feuer und nicht an die Asche und die Grabsteine der Menschen, die wir verloren haben und noch verlieren werden?“
Und einen Moment konnte man die Funken, die von ihren Feuern sprühten, im ganzen Raum sehen. Es waren so viele und sie waren so hell, dass nicht einmal der Tod jede von ihnen bekommen könnte.
Helene M., 10G1
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